Hubert Burda der Medienfürst

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„Die Märkte wandeln sich, alte Strukturen bröckeln, brechen zusammen, Monopole wanken.“  Mit diesen Worten sagte Hubert Burda in seiner Festrede zum 40-jährigen Jubiläum des Südwestdeutschen Zeitschriftenverleger-Verbands bereits 1990 den digitalen Wandel voraus. Er war ein Visionär der digitalen Revolution und nur wenige glaubten, dass diese Worte in weniger als 30 Jahren gelebte Realität sein würden. Hubert Burda erkannte schon zu diesem Zeitpunkt das Potential und die bahnbrechenden Möglichkeiten des Internets.

Biographie

Hubert Burda wurde am 9. Februar 1940 in Heidelberg als dritter Sohn des Verlegers Franz Burda und dessen Frau Aenne Burda geboren und wuchs in wohlhabenden Verhältnissen auf. Nach dem Abitur studierte er von 1960-1965 in München, Rom, London und Paris Kunstgeschichte, Archäologie und Sinologie und schloss das Studium mit einer Promotion über Ruinenmalerei zum Dr. phil. ab. Eigentlich hätte er gerne Malerei studiert, aber das war nicht im Sinne des Vaters – der Kompromiss bestand darin, dass er Kunstgeschichte studieren durfte mit einer Promotion vor dem 26. Lebensjahr! Es folgten mehrere Volontariate in New York, beim Time Magazin, der Times Inc. und der Werbeagentur Young and Rubicam. Nach seiner Rückkehr nach Deutschland wurde er ab 1966 in leitenden Positionen im elterlichen Verlagsunternehmen tätig. Nach dem Tode des Vaters am 30. September 1986 in Offenburg erfolgte die Übergabe der Geschäftsleitung des Burda Verlags an die drei Söhne Franz, Frieder und Hubert.

Nach einer Realteilung des Erbes unter den drei Brüdern, übernahm Hubert Burda 1987 als alleiniger Gesellschafter und Vorsitzender des Vorstandes des Burda-Verlags die Geschäftsführung des Hauses. In der Folge baute er das Unternehmen  Hubert-Burda-Medien durch zahlreiche Akquisitionen in der Branche zu einem der größten Medienkonzerne Europas aus. 1993 gründete er als Schnittstelle zum Medienkonzern, zusammen mit Helmut Markwort, das Nachrichtenmagazin Focus und sagte damit dem Rivalen „Der Spiegel“  den Kampf an und konnte bis zum heutigen Tage die Konkurrenz ausbauen und behaupten. Durch diese Strategie wurde die Monopolstellung des Spiegels erstmals durchbrochen. Durch Burdas expansive Firmenpolitik, seine innovativen Ideen sowie sein unternehmerisches Gespür konnte er das Verlagshaus zu einem international etablierten Unternehmen der Multimediabranche führen – eine Entwicklung vom Familienunternehmen zum Weltkonzern.

In erster Ehe war Burda von 1967-1972 mit der Kunsthistorikerin Christa Maar verheiratet. Der Sohn Felix verstarb 2001 im Alter von 33 Jahren an Darmkrebs. Dies veranlaßte seine Eltern sich für eine bessere Vorsorge in diesem Bereich einzusetzen und sie begründeten  2001 deshalb die Felix-Burda-Stiftung, die eine deutsche Stiftung mit Sitz in Offenburg ist. Christa Maar und Hubert Burda, die Eltern von Felix Burda, wollten damit in der Bevölkerung ein besseres Bewußtsein für das Risiko einer Darmkrebserkrankung schaffen sowie die Früherkennung von Darmkrebs unterstützen. 1991 heiratete er in zweiter Ehe die Ärztin und Schauspielerin Maria Furtwängler, aus der die Kinder Jacob und Elisabeth hervorgingen.

Maria Furtwängler und Hubert Burda – eine Ehe der Gegensätze

Das Manager Magazin brachte es 2006 auf den Punkt: „Sie ist Schauspielerin und Ärztin, er ist Unternehmer und Kunsthistoriker, sie ist logisch, er assoziativ, sie ist kantig, er ist rund, sie ist jung, er ist alt – zwei Menschen, die unterschiedlicher kaum sein können, jedoch eine gemeinsame Eigenschaft haben: Ehrgeiz. Schon in jungen Jahren verkehrte Hubert Burda viel in der Familie Furtwängler und durch die Heirat mit Maria Furtwängler verbanden sich zwei berühmte deutsche  Dynastien. Er selbst stammte aus einer wirtschaftlich ausgesprochen erfolgreichen Familie, die den gesellschaftlichen Aufstieg geschafft hatte, blickte jedoch immer sehnsüchtig auf die Dynastie, deren Mitglieder exzellent ausgebildet waren, allerdings ohne materiell erfolgreich zu sein. Ihn faszinierte durch all die Jahre ihre umfassende klassische Bildung. So kann diese Ehe als eine glückliche Fügung der Verbindung dieser beiden Dynastien betrachtet werden.

Hubert Burda Media

Die Hubert Burda Media Holding ist ein international tätiger Konzern mit Sitz in Offenburg. Der mittelständische Burda-Verlag entwickelte sich in der 80er und 90er Jahren zum Großkonzern, der heute zu den größten Medienunternehmen Deutschlands zählt. Zu den bekanntesten der unzähligen Marken gehören das Nachrichtenmagazin  Focus, die Illustrierten Bunte, Superillu, der Playboy sowie die Huffington Post Deutschland und HolidayCheck und Xing. Die Gründung geht auf das Jahr 1903 zurück. Der Konzern beschäftigt mittlerweile 10.440 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Umsatz von 2.256 Mrd. Euro. Seit 1966 ist Hubert Burda im Unternehmen tätig, nachdem ihm Franz Burda zunächst die Leitung des Münchner Verlagshauses übertragen hatte. In dieser Zeit wurde München bis zum heutigen Tag neben Offenburg zweiter Sitz des Unternehmens. Nach den Tode des Vaters übernahm er das Stammgeschäft mit insgesamt 15 Zeitschriften und Druckereien.

Durch zahlreiche Zu- und Verkäufe aus dem Druck- und Verlagshaus war im Laufe der Jahre eine große Unternehmensgruppe entstanden. Nach dem Einstieg Hubert Burdas wuchs das Unternehmen, wenn auch unterbrochen von manchen Rückschlägen, stetig. In den Jahren nach der Wiedervereinigung konnte das Unternehmen nach Osten expandieren, ein entscheidender Faktor für den zunehmenden Erfolg! Die Zeitschrift „Superilu“ wurde ins Leben gerufen, die sich als “ Integrations- und Lebenshilfe beim Zusammenwachsen von Ost und West“ verstand und zu einer der meistverkauften Zeitungen in den neuen Bundesländern wurde. Ein wichtiger Multiplikand bei der Entwicklung zum Medienkonzern war der „Focus“.

Wo immer sich Kommunikation verändert, verändern sich Fundamente der Gesellschaft

Hubert Burda gehörte zu den ersten, die die Chancen der digitalen Medienrevolution erkannten. Mit der Gründung von „Focus online“ 1995 begann er sein Unternehmen konsequent auf den digitalen Markt auszurichten. Er betrachtete Google und Facebook als die heutigen digitalen Wunderkammern. In den vergangenen Jahren gelang es ihm, den Konzern zu einem der führenden digitalen Medienunternehmen Europas auszubauen, der auch international tätig ist. Die wichtigste Innovationskonferenz und Austauschbörse der digitalen Welt in Europa ist die Digital Life Design (DLD), die er 2005 begründete. In den letzten Jahren sind von Hubert Burda drei wichtige Bücher erschienen, in denen er die für das Unternehmen entscheidenden Entwicklungen ausführlich darlegt. Denn aus seiner Sicht ist das Printmedium Buch nach wie vor am geeignetsten um Gedanken niederzulegen und zu entwickeln, sodass er von der Zukunft des Buches trotz Bilderflut überzeugt ist.

„In medias res“ (2011) schildert die Bedeutung des „Iconic Turn“ und die Macht der Bilder. Sein Leben als Chefredakteur der „Bunten“ erzählt er in „Die Bunte Story“ (2012). Was ihn bewegte, den Print-Verlag mit einem dynamischen digitalen Unternehmen zu einem multimedialen Konzern zu vereinen, beschreibt er in den „Notizen zur Digitalen Revolution 1990-2015“. In seinem neuesten Buch „Digitale Horizonte“, das 2016 erschien, veröffentlicht  Burda 13 Reden von 1990-2010 über seine Vision der digitalen Zukunft, die heute bereits gelebte Realität ist.

Bis vor ca. 40 Jahren wurde der Begriff Medium noch ganz anders verwendet, nämlich als Möglichkeit mit dem Jenseits ins Gespräch kommen. Gegenwärtig sind Medien Möglichkeiten, die natürliche Kommunikation durch technische Geräte zu vervielfältigen und zu verstärken. Die heutigen Medien sind aus seiner Sicht für die Menschheitsgeschichte ein Meilenstein wie die Erfindung des Buchdrucks, durch die es zur Explosion eines universalen Wissens kam. Die neuen technologischen Errungenschaften schufen auch neue Industrien. Die Macht der Bilder trat zurück bzw. erhielt einen vollkommen neuen Stellenwert. Die Erfindung der Fotografie, die 1893 mit der Erfindung des Kinetoskops durch Edison einsetzte, bedeutete den größten Umbruch in den bildenden Künsten – die Künstler verloren ihr Monopol. Der Film wurde schließlich d a s Speichermedium für Bilder; durch Phonograph, Radio und Fernsehen entwickelte sich bis zum Ende des 20. Jahrhunderts das audiovisuelle Zeitalter. Das Fernsehen erlebte seine Pionierzeit in den 50er Jahren – eine globale mediale Synchronsphäre wurde geschaffen!

Die Raumfahrt basiert auf einer fundamentalen Chip- und Software-Industrie, eine Tatsache, die die digitale Medienexplosion initiierte: Internet, Mobilfunk, Laptop, MP3, DVR. Die Schnittstelle von Bild, Ton und Film realisiert sich im Fotohandy, was wiederum zahlreiche Auswirkungen auf die Industrie hat. Der Durchbruch des Internets vollzog sich erst in den 90er Jahren. Mit 550 Millionen Seiten ist das Internet mittlerweile die größte Bibliothek der Welt. Die Digitalisierung und die Globalisierung haben eine Dynamik entwickelt, die ihresgleichen sucht. Das Wissen und das Entertainment sind die Ressourcen der Zukunft!

Iconic Turn

Die „Burda Akademie zum Dritten Jahrtausend“ veranstaltete 2003 an der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Vortragsreihe zum Thema „Iconic Turn“. Für ein Buch wurden zu den dort behandelten Themen eigens Texte verfaßt, die das Thema Bild  in seiner Vielfalt zu erfassen versuchen, sozusagen ein interdisziplinärer Blick auf die neue vielfältige Bilderwelt.

Für seine unternehmerischen und verlegerischen Leistungen erhielt Hubert Burda zahlreiche Ehrungen. Von 1997-2016 war er Präsident des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) und ist heute deren Ehrenpräsident. Er tritt auf nationaler und internationaler Ebene für die Interessen der Verleger ein. Er gründete die Hubert-Burda-Stiftung um den interdisziplinären Austausch über Zukunftsthemen voranzutreiben. Unter anderem erhielt er auch das Bundesverdienstkreuz und die Jakob Fugger-Medaille. 2015 wurde er mit der Moses Mendelssohn-Medaille ausgezeichnet, die für Verdienste um die deutsch-jüdische Versöhnung verliehen wird.

Titelbild: By Eirik Solheim – Flickr: Dr. Hubert Burda, CC BY-SA 2.0

  

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Harriet von Behr
Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.
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