Knigge – Wie du zum wahren Gentleman in allen Lebenslagen wirst

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Ein Gentleman ist ein Herr, der sich sogar dann, wenn er allein ist, der Zuckerzange bedient – Alphonse Allais

Dieses Sprichwort drückt in der Grundaussage wunderbar aus, was den echten Gentleman ausmacht, was „gentlemanlike“ ist. Gute Manieren sollen nämlich möglichst selbstverständlich sein, nicht einstudiert wirken. Diesen Effekt erreicht man natürlich am besten, wenn man damit schon in der Kindererziehung beginnt. Sie lernen sie einfach noch durch die Nachahmung und später stehen ihnen die guten Umgangsformen souverän zur Verfügung. Aber es ist nie zu spät: auch in späteren Jahren lassen sich gute Manieren noch lernen und ständig verbessern. Die Nachfrage für die entsprechenden Kurse boomt!

Wer war Knigge?

Freiherr Adolph Franz Friedrich Ludwig Knigge wurde am 16.10.1752 in Bredenbeck bei Hannover geboren und starb am 6.5.1796 in Bremen. Er war Schriftsteller und dem Gedankengut der Aufklärung verbunden. In diesem Sinne ist auch sein soziologisch ausgerichtetes Werk zu verstehen. Sein bekanntestes Werk „Über den Umgang mit Menschen“ ist als Benimmratgeber lange Zeit mißverstanden worden. Jedoch liefert es eine gute Grundlage für alle Benimmratgeber, die in den folgenden Jahren bis heute erschienen sind und es hat sich die Redensart erhalten: „Schau mal im Knigge nach!“

Sind gute Manieren noch zeitgemäß?

Manche Menschen betrachten gute Manieren als antiquiert und vertreten die Ansicht, dass jeder seine Individualität ausleben können sollte. Aber gute Manieren gestalten das Leben deutlich angenehmer und sind im Grunde nichts anderes als ein respektvoller, hilfsbereiter und höflicher Umgang mit seinem jeweiligen Gegenüber, sei es im Privat- oder Geschäftsleben. Man sollte mit anderen Menschen so umgehen, wie man auch selber gerne behandelt werden möchte. Durch mangelhafte Umgangsformen disqualifiziert man sich im Grunde nur selber! Denn sie sind die Voraussetzung für den Erfolg im Leben und im Beruf. Darüberhinaus sollte man beachten, dass gute Manieren sowohl dem Zeitenwechsel als auch der jeweiligen Kultur unterworfen sind. Was z.B. in der einen Kultur vollkommen korrekt sein kann, stellt in der anderen das berühmte „Fettnäpfchen“ dar. Und last, but not least: Die persönliche Freiheit hört da auf, wo die des anderen beginnt!

Grundlagen der Kommunikation

Es gibt ein paar Grundregeln der verbalen und nonverbalen Kommunikation, die jedem geläufig sein sollten.

  • Pünktlichkeit
  • ein Händedruck ist sehr aussagekräftig!
  • sich entschuldigen
  • bei (Streit-) gesprächen keine Schimpfwörter oder Fäkalsprache verwenden
  • niemals mit vollem Munde sprechen
  • während eines Gespräches keinen Kaugummi kauen, ggfs. entsorgen
  • Bitte/ Danke
  • am Tag vor wichtigen Gesprächen, sei es geschäftlich oder privat, keinen Knoblauch konsumieren
  • den anderen aussprechen lassen
  • Witze geschickt platzieren, im Zweifelsfall lieber weglassen
  • Smalltalk: er ist in vielen Situationen hilfreich bzw. angebracht, aber folgende Themen sind ein absolutes No-go: Politik, Religion und Sex
  • Handys: in Anwesenheit anderer sollte man Handygespräche so dezent wie möglich führen
  • im Restaurant hat das Handy am Tisch nichts zu suchen und sollte auf „Leise“ gestellt sein
  • erwartet man einen Anruf, geht man zum Telefonieren ggfs. vor die Tür bzw. je nach Möglichkeit in einen abgelegenen Raum

Wer wird wem zuerst vorgestellt?

  • der Herr der Dame, außer der Herr ist wesentlich älter als die Dame;
  • zwei Herren bzw. zwei Damen: der/die jüngere dem/der älteren;
  • derjenige, der in der Hierarchie niedriger steht, dem Ranghöheren, d.h. der Abteilungsleiter dem Chef der Firma;

Auf diesem Gebiet gibt es unzählige Möglichkeiten und man tut gut daran, sich bei schwierigen Konstellationen vorher zu informieren. Desgleichen gilt auch für die Anrede und Titel!

Kleidung

Für jeden Anlass gibt es einen angemessenen Dresscode. Im Berufsleben sind jedoch die Gepflogenheiten von Branche zu Branche oft unterschiedlich. In einigen Firmen ist der Anzug angesagt, in anderen Branchen darf das Outfit auch etwas lässiger sein.

Allerdings gibt es einige Grundregeln:

  • die Farben sollten aufeinander abgestimmt sein
  • kurze Hosen im Büro gehen auch im Sommer nicht, sondern nur leichte lange Sommerhosen
  • das Gleiche gilt für Kurzarmhemden
  • Socken sollten farblich zu Hose und Schuhen passen, weiße Socken sind zu vermeiden, ebenso Socken mit Sandalen
  • die Krawatte sollte zum Hemd passen, kann aber auch einen Kontrast bilden und nicht zu breit sein
  • die Socken sollten so lang sein, dass auch bei übergeschlagenen Beinen die Waden bedeckt sind
  • dass die Kleidung top gepflegt ist und die Schuhe geputzt sind, versteht sich von selbst!
  • Rasierwasser u.ä. wird dezent aufgetragen, Duftwolken wirken aufdringlich

Im sozialen Miteinander zollt man durch ein ansprechendes, gepflegtes Äußeres seinem Gegenüber Respekt und verletzt nicht sein ästhetisches Empfinden.

Tischmanieren

Auch hier geht es um die Grundlagen, die souverän beherrscht werden sollten und für den europäischen Raum gelten. Man ist allerdings gut beraten, sich vor einer (Geschäfts-) reise ins Ausland über kulturelle Besonderheiten zu informieren.

  • die Hände liegen locker links und rechts auf dem Tisch, ggfs. neben dem Teller
  • auf keinen Fall die Ellbogen aufstützen
  • die Gabel liegt links vom Teller, das Messer rechts und wird entsprechend benutzt
  • Fleisch wird geschnitten; Salat in der Regel nicht, außer es handelt sich um außergewöhnlich große Salatblätter; ebenso schaufelt man die Beilagen nicht mit dem Messer auf die Gabel
  • die Serviette, die normalerweise links vom Gedeck platziert ist oder kunstvoll gefaltet auf dem Teller, wird während des Essens auf den Schoß gelegt, nach dem Essen locker gefaltet links neben den Teller, niemals auf den Teller oder auf den Stuhl
  • wenn man während des Essens pausiert, legt man das Besteck gekreuzt auf den Teller; so gibt es keine Kleckereien
  • wenn das Essen beendet ist, kommt das Besteck rechts auf den Teller, Messer und Gabel parallel; so passieren beim Abdecken keine Unfälle
  • der Ober deckt jeweils von rechts auf und ab um die größtmögliche Körperdistanz zu wahren
  • nach dem Essen stellt man seinen Stuhl an den Tisch zurück
  • das Brot, das oft auf dem Tisch steht, wird gebrochen und nicht geschnitten; in der Regel wird es zur Vorspeise oder zur Suppe gegessen
  • die Weingläser werden nicht aneinandergestoßen, sondern nur zueinander geneigt; die Anwesenden halten untereinander Blickkontakt
  • sowohl beim Essen als auch beim Trinken des Weins gibt der Gastgeber das Zeichen für den Beginn
  • schmatzen, schlürfen und mit vollem Munde reden verbietet sich von selbst; das stört das ästhetische Empfinden der Anwesenden;
  • sofern es in dem Restaurant üblich ist, wird erst nach dem Essen geraucht;
  • im privaten Bereich muß man das richtige Verhalten bezüglich des Rauchens meist abspüren; 

Generell gilt, dass man sich ungestört dem Tischgespräch zuwenden können und sich über das Essen keine Gedanken machen muß. Ein guter Autofahrer kann sich ja auch mit dem Beifahrer unterhalten ohne über Schalten und Kuppeln nachdenken zu müssen!

Knigge

Restaurantbesuch

Je nach Restaurant und Anlass kleidet man sich angemessen.

  • wenn ein Paar das Restaurant betritt, geht der Herr stets der Dame voran.
  • am Tisch angekommen, nimmt der Herr der Dame den Mantel ab und trägt ihn zur Garderobe.
  • beim Verlassen des Restaurants geht der Herr stets hinter der Dame um sie vor    neugierigen Blicken zu schützen.
  • auf der Straße ist der Platz des Herrn stets links von der Dame; in vornehmen Hotels geht das weibliche Personal jedoch an der linken Seite des Herrn um sicherzustellen, dass es nicht für die Partnerin gehalten wird
  • Für ein Geschäftsessen gelten besondere Regeln insofern, da es darauf ankommt, in welcher Konstellation das Essen stattfindet: wie ist die Hierarchie unter den Teilnehmenden? Wieviel Damen, wieviel Herren nehmen teil und wie ist die Altersstruktur?

Ja, es gibt unzählige Regeln, wenn es um gute Manieren geht, aber vielleicht kann man es abschließend auch in einem Satz sagen?

Was ist ein Gentleman? Ein Gentleman ist ein Mann, der Marilyn Monroe beschreiben kann, ohne seine Hände zu gebrauchen! Willy Meurer

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Harriet von Behr
Harriet von Behr ist gelernte Verlagsbuchhändlerin, studierte anschließend Germanistik und Theaterwissenschaft und arbeitete während und nach dem Studium für mehrere Verlage im Lektorat. Aktuell schreibt sie u.a. für TheMan Artikel zu den verschiedensten Themen.
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